Die lose Verbindung als Maxime

Selcuk Dizlek's Installation aus Vierkant-Elementen im Salong des Kunstvereins

Das beste Foto von dieser Ausstellung im Salong des Kunstvereins hat Karl-Heinz Weppert für den Katalog gemacht: wie ein strenger Vorhang wachsen schwarze Vierkanteisen zu beiden Seiten eines Fensters nach oben – wie die kahlen Stämme des großen Baumes draußen an der Stadtmauer. Das Foto zeigt nicht nur die Parallelität der Linien, sondern weist auch auf den offenen Charakter der Installation hin, die der Schweinfurter Künstler Selcuk Dizlek eigens für diesen Raum geschaffen hat: „Ich könnte weitermachen, ich kann die Installation auch weiterdenken, auch nach außen.“

Bereits als Student hat Dizlek das flexible System aus Vierkant-Elementen entwickelt, mit dem er auf jeden Raum reagieren kann. Für die Ausstellung im lang gestreckten Salong hat er sich für eine sehr strenge Form entschieden. Fast zwei Wochen brauchte Dizlek für die Montage der Installation, der er den Titel „salong in process“ gegeben hat. Dazu baute er mitten im Raum ein mobiles Atelier auf und verarbeitete 180 Meter Vierkantstahl. Die eisernen Linien laufen die Wände hoch, manche erstrecken sich über die Decke und den Boden, andere enden mit einem kleinen Schwänzchen in der Luft. Selbst im Gedränge der Eröffnung stiegen die Besucher vorsichtig und aufmerksam über die Linien und kleinen Häufchen zu ihren Füßen.

Trotz des schweren Materials wirkt die Arbeit beweglich, offen und filigran. Das ist Dizlek sehr wichtig. Alle Arbeiten, die er zeigt, lassen sich verändern und einer neuen Situation anpassen. Die lose Verbindung ist seine Maxime. Starre Formen ohne Potenzial zur Entwicklung interessieren ihn nicht. Das gilt auch für seine Objekte, die alle im weitesten Sinn Kästen sind, in die er unterschiedliche Materialien legt oder setzt. Das können farbige Plexiglasscheiben sein, die sich zu immer neuen Bildern verschieben lassen, oder Abschnitte von großen und kleinen Messingrohren in Plexiglashüllen – wie in den neuesten Serie mit dem Titel „Nexus“ – oder Vierkantstäbe, die er so hinter milchigem Plexiglas anordnet, dass sie je nach Standort des Betrachters und Lichteinfall nach vorne treten oder zurückweichen. Dabei entsteht der Eindruck von Bewegung.

Alle Objekte arbeiten sehr stark mit Licht. Auch die Zeit spielt eine große Rolle, wie Tobias Loemke, Künstlerkollege aus Nürnberg, im Katalogtext schreibt. „Dizlek formt nahezu alle Bestandteile seiner Arbeiten selbst. Er sägt, feilt, bohrt und schraubt.“ Diese klassische Vorgehensweise erlaube eine behutsame und sorgsame Entwicklung des Werks, in dem es nichts Überflüssiges gibt.

Einigen Besuchern wird vielleicht das kleine Nest aus Kupfer unter der Decke auffallen, in dem statt Grashalmen Vierkant-Stäbchen liegen. Es handelt sich um die Sonderedition des Künstlers für diese Ausstellung.

Flexime“, Installation und Objekte von Selcuk Dizlek, Salong des Kunstvereins. Bis 26. Februar. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Quelle: http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Die-lose-Verbindung-als-Maxime;art742,6596492